Von Fürstenfeld bis Bad Radkersburg: Es gibt keine Frauenbewegung in der Ost- und Südoststeiermark, die sie in den späten 1970er-Jahren nicht mitbegründet hat: Prinzessin Klementine von Auersperg war die Rolle der Frau in der ländlichen Gesellschaft ein Anliegen.
Viele können sich an ihr Tun erinnern, nur wenige aber an ihre Persönlichkeit: „Ihr Leben war das Spiegelbild und Vorbild vieler Frauen. Eine Grande Dame aus dem Adel, die nach der Monarchie eine mütterlich sorgende bäuerlich-bürgerliche Nachbarin geworden ist“, erinnert sich Margareta Eibl.
Die heute 90-Jährige war erste und einzige Sekretärin als auch private Wegbegleiterin der letzten Prinzessin im Bezirk. „Natürlich haben wir sie Prinzessin genannt. Frau Prinzessin. Sie war auch sehr stolz auf diesen Titel und wollte so wahrgenommen werden“, erzählt Eibl.
Geboren 1897 als Tochter des Grafen Mikes de Zabola in Siebenbürgen (Rumänien), hatte die Prinzessin ihren Lebensmittelpunkt ab 1932 im heutigen Schloss Stein in Petzelsdorf bei Fehring. Der Schwerpunkt Hauswirtschaft der jetzt dort untergebrachten Schule hat seinen Ursprung im Leben der einstigen Adeligen.
Ein Herz für Bauerntöchter
Schon während des Zweiten Weltkrieges hatte Klementine von Auersperg begonnen, sich karitativ zu betätigen. Der von ihr ins Leben gerufene Krankenpflegedienst für alleinstehende Menschen galt als revolutionär. „Die Prinzessin ist dabei oft mit dem Radl gekommen, war selbst erschöpft, hat sich aber immer für Arme und Kranke eingesetzt“, weiß Eibl.
Gegen Ende des Krieges, im Bezirk herrschten Armut und Verzweiflung, hatte Klementine von Auersperg schließlich begonnen, sich um Unterstützung umzusehen und die Kraft in den Frauen der ländlichen Region zu suchen. Näh-, Koch- und Bügelkurse hielt sie persönlich ab. „Sie wollte Frauen in ihrer Rolle auf den Höfen fördern.“
Sie war das Vorbild vieler Frauen und wurde von der Adeligen zur mütterlich sorgenden Nachbarin.
Margareta Eibl über die Prinzessin
Ihr größter Erfolg ist ihr schließlich 1947 gelungen, als sie vom Land einen positiven Bescheid für die Errichtung einer Hauswirtschaftsschule in ihren privaten Gemäuern erhalten hatte. 21 Frauen aus den Bezirken Fürstenfeld, Feldbach und Bad Radkersburg durften für drei Monate in das 1776 erbaute Schloss einziehen und die erste Bauerntöchterschule außerhalb der Landeshauptstadt besuchen. Gartenbau, Hühnerhaltung und Küchenkunde standen genauso am Unterrichtsplan, wie Kranken- und Kinderpflege.
„Kritiker hatte sie ignoriert, die weißhaarigen Männer aus der Landesregierung, die sie für ihren Einsatz um die Frau vom Land belächelt hatten, waren letztlich ihr Ansporn“, lacht Margareta Eibl. „Ihr wurde verboten, einen Kindergarten am Gelände zu errichten. Sie hat es trotzdem getan.“ Der Grundstein für die heutige Hauswirtschaftsschule Schloss Stein war gelegt, in den Jahren darauf das Bildungsprogramm intensiviert und das Schloss als Schule anerkannt.
Gedenkpark für die Prinzessin
„Natürlich war sie stolz und wollte als erfolgreiche Frau, als eine Macherin anerkannt sein. Tief im Herzen war sie aber eine bodenständige Frau vom Land“, erinnert sich Margareta Eibl.
Doch wo Stärken, da Schwächen und auch eine echte Prinzessin habe solche: „Zwar war sie sehr volksnah und den Menschen zugetan. Bei ihrem Personal hatte sie aber nicht immer die feinste Klinge gewählt. Ihre private Haushälterin musste beispielsweise immer alleine essen. Wir aber haben uns gut verstanden. Sie war regelmäßig Gast in meinem Haus“, so Eibl.
Was Klementine von Auersperg ausgezeichnet hatte, berichten viele Zeitzeugen, war ihr Durchsetzungsvermögen bei Politikern. „Immerhin, sie war eine Prinzessin und das wusste man auch in Graz“. Gestorben ist die Prinzessin 1984 in Fehring. „So einfach wie eine Bäuerin“, erzählt Eibl.
Bis dato erinnert noch kein Platz im Bezirk an das Wirken von Prinzessin Klementine von Auersperg. Geht es nach Ulrike Prutsch, Direktorin der Fachschule für Land- und Ernährungswirtschaft Schloss Stein in Fehring, so soll sich das jetzt ändern. Sie möchte im kommenden Frühjahr einen Park am Schulgelände eröffnen, der an die Gründerin der Schule erinnert. „Was Frauenförderung betrifft, war sie eine Vorreiterin in der ganzen Steiermark. Sie war diejenige, die die Marke „St. Martin“ erstmals auf das Land gebracht hat. Eine Pionierin auf Bildungsebene sozusagen“, erklärt Prutsch.